Zur Hauptnavigation springen Zum Hauptinhalt springen

Pressemitteilung

Vorgezogener Volkstrauertag in Oberhaunstadt

In Oberhaunstadt fand traditionell bereits eine Woche vor dem offiziellen Volkstrauertag die Ehrung der Gefallenen der beiden Weltkriege statt. Die Ansprache und Kranzniederlegung für die Stadt führte Stadtrat Raimund Köstler (ÖDP) durch.

Rede zum Volkstrauertag 2024
Liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger,
im Sommer jährte sich zum 80sten mal die Landung der Alliierten in der Normandie.
Mit dem D-Day, dem 6. Juni 1944 begann die Befreiung Frankreichs und Westeuropas von der Nazi-Herrschaft.
Die Landung steht aber auch für ein unmenschliches Blutvergießen. Allein am ersten Tag gab es tausende Tote und im weiteren Verlauf bis zur Eroberung von Paris im August sind fast 300.000 Menschen ums Leben gekommen.
Wer schon einmal in der Normandie war, hat sicherlich auch einen der riesigen Soldatenfriedhöfe besucht. Die schier endlosen Reihen weißer Kreuze stehen für die Soldaten, die vor 80 Jahren ihr Leben ließen.
Auf jedem der weißen Kreuze steht ein Name, und wir dürfen nicht vergessen, dass hinter jedem Namen ein Mensch stand – mit Träumen, Hoffnungen und einer Geschichte.
Heute versammeln wir uns hier, um den Volkstrauertag zu begehen. Seit über 100 Jahren gibt es den Volkstrauertag als Gedenktag für die Gefallenen der beiden Weltkriege.
Und wie die Kreuze in der Normandie, sollen uns die Gedenktafeln hier, wie auch an der Kirche in Unterhaunstadt, an die Gefallenen und Vermissten der beiden Weltkriege erinnern.
Jeder eingravierte Name steht für einen Menschen aus unseren Stadtteilen und sollte Mahnung sein für die Menschen unserer Zeit.
Nach dem zweiten Weltkrieg dürfen wir in Deutschland eine sehr lange Zeit des Friedens erleben.
Ein Höhepunkt dabei ist der Fall der Berliner Mauer vor fast genau 35 Jahren. Dieser hatte weitreichende Auswirkungen auf den Frieden in Europa.
•    Das Ende des Kalten Krieges,
•    die Wiedervereinigung Deutschlands,
•    die Erweiterung der Europäischen Union
•    und die Demokratisierung in Osteuropa.
Leider hat dies aber nicht das Ende aller Kriege in Europa bedeutet. Schon kurz danach zerbrach Jugoslawien im Balkankrieg.
Und der russische Angriffskrieg auf die Ukraine hat uns alle erschüttert. Er erinnert uns daran, wie fragil der Frieden ist und wie schnell er durch Aggression und Machtspiele zerstört werden kann. Tausende von Menschen haben ihr Leben verloren, Familien wurden auseinandergerissen, und das Leid der Zivilbevölkerung ist unermesslich.
Gleichzeitig sehen wir auch die tragischen Ereignisse im Nahen Osten, insbesondere den Konflikt in Israel und Palästina.
Auch hier sind es die Zivilisten, die am meisten leiden. Die Bilder von Zerstörung und Trauer erreichen uns täglich und lassen uns nicht kalt. Es ist eine schmerzliche Erinnerung daran, dass Frieden nicht selbstverständlich ist und dass wir alle Verantwortung tragen – für unsere Mitmenschen, für unsere Nachbarn und für die Weltgemeinschaft.
In diesen schweren Zeiten,
•    in denen wir Zeugen von Konflikten sind, die weit über unsere Grenzen hinausgehen,
•    und in denen sich immer mehr autoritäre, machthungrige und gierige Führer durchsetzen,
ist es besonders wichtig, innezuhalten und zu reflektieren.
Wir dürfen nie vergessen, dass hinter jedem Namen, ob auf einem Kreuz in der Normandie oder hier auf unseren Gedenktafeln, ein Mensch stand.
Es liegt an uns allen – als Bürgerinnen und Bürger dieser Welt – aktiv für Frieden einzutreten. Lassen Sie uns gemeinsam für eine Welt arbeiten, in der Konflikte nicht mit Waffen gelöst werden, sondern durch Gespräche und Kompromisse.
Denn dies ist dringender als je zuvor:
Laut einem aktuellen Bericht waren im Juni 2024 weltweit über 120 Millionen Menschen auf der Flucht vor Krieg, Konflikten und Verfolgung.
An diesem Volkstrauertag gedenken wir deshalb nicht nur der Gefallenen vergangener Kriege, sondern auch derjenigen, die heute unter den Folgen von Gewalt leiden.
Wir sind aufgerufen, aus der Geschichte zu lernen und unsere Demokratie ist dabei die unverzichtbare Grundlage Konflikte auf zivilisierte Weise zu lösen und trägt damit langfristig zu Stabilität und Frieden bei.
Gehen wir im Frühjahr wählen und setzen wir uns für Frieden ein!
Ich möchte mich deshalb im Namen der Stadt Ingolstadt und auch persönlich bei allen bedanken, die heute hier zusammen diesen Tag der Erinnerung begehen und damit ein Zeichen für Frieden und Versöhnung setzen.
Bei den Bürgerinnen und Bürgern von Ober- und Unterhaunstadt, der Stadt Ingolstadt und der Region, Pfarrer Michael Krüger, den Vertretern der Politik, meinen Stadtratskollegen Robert Schiedlmeier und Michael Kern, dem BZA mit Ihrem Vorsitzenden Michael Kraus, den Vertretern der Vereine, dem Männergesangsverein, der Trachtenkapelle Lenting und der Freiwilligen Feuerwehr Haunstadt mit ihrem Vorstand Klaus Kimmel.
Vielen herzlichen Dank.
Raimund Köstler, 10.11.2024

Zurück